Schlammlawine in Mocoa / Kolumbien
Mocoa ist eine Gemeinde und die Hauptstadt des Departamento de Putumayo im südwestlichen Kolumbien nahe der Grenze zu Ecuador. Sie liegt etwa 600 km südwestlich von Bogotá und 140 km östlich der Großstadt Pasto im benachbarten Küsten Departamento Nariño.
Sintflutartige Regenfälle lösten in der Nacht vom 31. März zum 1. April 2017 eine Schlammlawine aus. Der Fluss Mocoa und seine Zuflüsse traten über die Ufer und verursachten große Zerstörungen. Fast die Hälfte der Gebäude und 17 Stadtteile wurden zerstört. Mindestens 300 Menschen starben und mehrere Hunderte wurden verletzt.
Der SMD hat einen Beitrag geleistet, um die Opfer dieser Tragödie zu unterstützen. Als Helferin im Auftrag des SMD ist Frau Diana Rojas für den Einkauf der benötigten Waren, den Transport in die Krisenregion und die Verteilung an die lokale Bevölkerung verantwortlich gemacht worden. Frau Rojas hat ihre Eindrücke hier für Sie zusammengefasst:
Meine ursprünglich geplante Ankunft am 18.05.2017 in Bogotá hat sich einen Tag aufgrund Flugverkehrsstörungen verzögert. Am nächsten Tag bin ich von Amsterdam nach Paris geflogen, weil keine andere Verbindung verfügbar war. Ich bin nun am 19.05.2017 am Abend in Bogotá angekommen. Der in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá ansässige Verein EBR organisiert verschiedenste Projekte und Angebote in ganz Kolumbien. Dabei liegt der Fokus der Organisation auf Vermeidung von Geldspenden oder der finanziellen Vergütung von Leistungen, um ein möglich hohes Maß an Transparenz zu erzeugen.
Am 20.05.2017 habe ich mit dem Einkauf der benötigten Waren angefangen. Ich nahm Kontakt mit zwei Familien im Bundesland Putumayo auf. Eine Familie lebt in der Stadt Mocoa und die andere etwas außerhalb. Durch sie erfuhr ich, dass die Betroffenen in und um Mocoa Küchengeräte benötigen. Viele bekommen Bohnen, Reis, Erbsen und andere Grundnahrungsmittel als Spende von der Regierung - es fehlen jedoch die Möglichkeiten sie zu verarbeiten.
Das heisst, die Betroffenen brauchen Kücheninventar. Durch die finanziellen Spenden war es uns möglich die Ausstattung für 10 Familien zu planen: 10 Geschirrsets, 10 Bestecksets, 10 Mixer, 10 Herde, 10 Pfannensets, 10 Topfsets. 10 mal 4 Gläser, 10 mal Kübel, 10 mal Plastikbehälter.
In den Geschäften wo wir die Küchenausstattung gekauft haben, haben uns viele Mitarbeiter gut beraten und auf günstige Angebote hingewiesen. Die Mitarbeiter waren sehr hilfsbereit, verzichteten auf ihre Mittagspause und arbeiteten, bis wir fertig waren.
Da die Leute noch kein Trinkwasser haben und oft auch keinen Strom, hatte ich noch die Idee Wasserfilter und Solarlampen zu spenden. 11 Wasserfilter und 30 Solarlampen und Ladegeräte wurden besorgt.
Weiters besorgte ich auch Lebensmittel, Badetücher, Seifen, Zahnpasta usw. die ebenfalls dringend benötigt wurden. Andere Waren werden wir vor Ort einkaufen wenn wir wissen, was am notwendigsten gebraucht wird.
Der Transport der organisierten Waren war schwierig. Wir hatten eine Firma gefunden, die den Transport kostenlos übernehmen wollte, jedoch hat diese im letzten Moment abgesagt. So mussten wir ein anderes Unternehmen beauftragen, das nicht besonders pünktlich war. Außerdem musste alles gut verpackt werden. Sonst wäre der Transport überhaupt nicht zustande gekommen. Er war auch teuer.
Am 23.05.2017 wurden die Sachen abgeholt. Von Bogota bis nach Mocoa dauert die Autofahrt 16 Stunden.
Ich bin am 25.05.2017 nach Villagarzon-Putumayo geflogen, weil die Stadt Mocoa keinen Flughafen hat. Die nächsten Flughäfen liegen in Villagarzon und Puerto Asís. Erst 2002 wurde eine asphaltierte Straße fertiggestellt, die Mocoa und Putumayo mit dem Inneren des Landes verbindet.
Aufgrund eines Gewitters bekam der Pilot Zweifel, ob wir landen könnten. Da wir nach einem sicheren Landeplatz suchten, musste er sehr weit fliegen. Wir verließen das Bundesland Putumayo und überflogen Teile des Bundeslanden Caqueta. Als das Gewitter schwächer wurde konnten wir in Villagarzon landen.
Vom Flughafen brauchten wir eine Autostunde bis Mocoa. Bei meiner Ankunft waren die organisierten Waren noch nicht da. Ich nutzte die Zeit um mir ein Bild von der Situation machen zu können. Ich durchquerte die Stadt zu Fuß, und war erschüttert, von dem was ich sah.
In Mocoa leben etwa 40.000 Menschen. Der Ort war durch die Regenfälle von Strom und Leitungswasser abgeschnitten.
Eine Gastfamilie (außerhalb von Mocoa) hat mir und meinem Kollegen von der Organisation EBR ein Quartier in ihrem Haus bereitgestellt. Sie haben uns die Stadt gezeigt, erzählt, wie die aktuelle Situation ist und wie es damals vor zwei Monaten war, gemeinsam mit der Familie haben wir die notleidenden Menschen aufgesucht und entschieden wer welche Hilfe erhält. Während Frau Amparo für uns das Frühstück macht, erzählt sie, wie die ersten Wochen nach der Lawine für sie und ihre Familie gewesen sind. Sie erzählt dass sie ununterbrochen gekocht hat um den Kinder zumindest einmal pro Tag ein warmes Essen geben zu können.
Einer ihrer vier Söhne ist Tierarzt, daher wohnen im Haus 9 Hunde, 4 Katzen, mehrere Hühner, Enten und Vögel. Viele von ihnen wurden aus der Katastrophe gerettet.
Wie haben wir das gemacht?
Wir haben fast jeden Menschen besucht, um zu sehen, was er braucht. Gleichzeitig haben wir überprüft, ob er wirklich bedürftig ist. Es gibt auch viele Leute, die wenig haben, die auch Sachen möchten, obwohl sie nicht von der Lawine betroffen waren. Diesen Menschen konnten wir leider nichts geben, weil keine lebensbedrohliche Not für sie bestand.
Man hört von den Menschen unendliche Geschichten. Zum Beispiel wie einer den anderen gerettet hat oder wie zehn Kinder starben, weil sie einfach in die falsche Richtung evakuiert worden sind. Ein ganzer Stadtbezirk ist von der Lawine verschüttet, aber kein Mensch kam ums Leben, weil die Bürgermeisterin einen effizienten Evakuierungsplan geübt hatte. Es waren unzählige, sehr traurige Geschichten, aber es macht Hoffnung auf Menschen wie die Bürgermeisterin zu treffen, die mit ihrem Wissen vielen Menschen das Leben gerettet hat.
Claudia Gómez hat ein großes Haus gehabt, 4 Familien wohnten da, die Schlammlawine hat das ganze Haus abgerissen, nichts ist geblieben. Heute wohnt sie und die anderen 15 Mitglieder Ihrer Familie bei einer Nachbarin. Claudia und ihre Familie bekommen von uns einen Herd, Mixer, Geschirr, Besteck, Gläser, Behälter, Solarlampe, Wasserfilter, Handtücher, Unterwäsche, Lebensmittel und Topf- und Pfannensets.
Viele andere Überlebende, die alles verloren haben, wie Sandra und Yaneth, haben ein leeres Haus gemietet. Sie haben Matratzen besorgt, aber schlafen noch auf dem Boden. Die Kolumbianische Regierung hat einen Zuschuss von 250.000 Pesos (80 Euro) für drei Monate für die Betroffenen zur Verfügung gestellt. Damit sollten sie ein Haus mieten, obwohl man ein Haus nicht unter 120€ monatlich findet. Andererseits haben wir auch erfahren, dass sie noch Rechnungen für Strom, Wasser und Gas bekommen, obwohl ihre Häuser nicht mehr existieren.
"Lifestraw Family ist die preisgekrönte und international anerkannte Wasserfilterfirma, die aufgrund der Point-of-Use-mikrobiologische Wasserfilter in der Lage ist, Viren, Bakterien und Parasiten zu entfernen, und gegen im Wasser übertragenen Krankheiten zu schützen. Lifestraw-Family ist ein großes Volumen Wasserreiniger mit bis zu 18.000 Liter von sauberem Wasser, genug, um eine fünfköpfige Familie mit sauberem Trinkwasser für bis zu drei Jahre lang zu versorgen.
Es ist sinnvoll, das zu Hause zu haben, um verunreinigtes Leitungswasser zu kochen oder in Notfallsituationen zu reinigen. In einem Worst-Case-Szenario können Sie sich auf die Lifestraw-Family verlassen, um Wasser aus jeder Süßwasser-Quelle in der Nähe von zu Hause zu reinigen."
Nach der Lawine sind viele Menschen im Land umgesiedelt worden, um sich vor möglichen zukünftigen Überschwemmungen zu schützen. Sie versuchen ein neues Leben anzufangen. Manche wohnen noch in Zelten, andere bauen schon Häuser. Derzeit haben sie noch keine Dusche oder Toiletten.
Somit wurden von uns WC-Sitze und Duschen gekauft. Einen großen Einkauf von frischen Lebensmitteln habe ich auch vor Ort gemacht. Viele Kinder wurden krank von zu vielen Lebensmitteln aus Dosen. Somit sollte wieder einmal was frisches auf den Teller.
Zusätzlich wurden noch viele Badetücher, Handtücher, Unterwäschen und Bettwäschen gekauft.
Die Sachen haben wir verteilt, so dass mehr als 10 Familien einen Nutzen hatten. Ursprünglich hatten wir für jede Familie ein großes Set eingeplant (Wasserfilter, Toilette, Geschirr, Besteck, Hygieneartikel, Gaskocher, Unterwäsche, Bettwäsche, Lebensmittel…) Da die Verteilung nach Notwendigkeit erfolgte, haben wir die Sets teilweise aufgelöst und mehr Familien versorgt.
Alle Familien waren uns sehr dankbar, nicht nur für die Waren, sondern auch weil wir uns die Zeit genommen haben bei ihnen persönlich die Situation zu erleben und ihnen entsprechend der Notlage zu helfen. Die Menschen waren sehr überrascht Hilfe aus Europa zu erhalten und waren voller Dankbarkeit.
“Es ist schön zu wissen dass es noch Leute gibt die an uns denken, besonders, wenn sie von ganz weit weg zu uns kommen”
Insgesamt konnte ich im Auftrag des SMD 87 Familien, mehr als 400 Personen in irgendeiner Form helfen.
Im Namen dieser Familien möchte ich dem SMD meine tiefe Dankbarkeit ausdrücken.
Oft sagten die Menschen zu mir, “kommen Sie wieder zu uns, Sie sind bei uns Zuhause immer willkommen, wenn wir wieder ein Haus haben werden”.
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